Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums von Kontx Kommunikation wurde ich (als Fan von dieser kleinen, aber feinen Agentur) gebeten, einen Blogbeitrag zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) zu verfassen.
Nun liegen ein paar Fragen auf meinem Bürotisch, die auf ersten Blick ganz zahm daherkommen, die es aber in sich haben!
Klar, ich könnte dies jetzt bei Chatty einspielen und sie fragen, wie sie das sieht (für mich ist Chat GPT eine «sie»!), aber während ich in den letzten Wochen mit dem Thema schwanger ging, ist mir eine andere Idee gekommen…
Wie gehe ich’s an? Ich schreibe alles selbst, ohne Chatty! Ich recherchiere nicht mehr extra weiter, sondern setze auf das auf, was ich mit dem Zeitstempel «heute» zu genau dieser Uhrzeit weiss. Das ist schon recht viel, nutze ich doch die KI inzwischen sehr intensiv als Power User und Super Prompter, textlich wie grafisch, rechercheseitig wie auch konzeptionell-strategisch. Ich befasse mich nicht erst seit gestern mit dem Thema und darf darauf vertrauen, dass ich genug weiss, um ein paar Gedanken und Ansätze zu formulieren. Die Idee ist, meine Inhalte erst NACH dem Schreiben Chatty zur Begutachtung vorzulegen und ihre Gedanken, Impulse und Ergänzungen ebenfalls zu teilen. Ich verspreche: no cheating! Ich werde mich wirklich daran halten – und mich vielleicht angesichts Chattys Begutachtung schulmeisterlich vorgeführt fühlen. Oder mich freuen, wieder etwas gelernt zu haben!
Tadaaaa! Eine Blogreihe entsteht!
Nach einem Co-Creation Telefonat mit Bettina, der Inhaberin von Kontx, beschliessen wir, eine Blogreihe aus dem Material zu machen. Mit folgenden Elementen:
Doch lang genug der Vorrede: steigen wir ein!
Knifflige Frage, die fast schon ein wenig dem Blick in die Glaskugel gleichkommt. Was ich aber jetzt schon beobachte: es gibt Menschen, die sich rascher mit der Schnittstelle zur KI vertraut machen können und andere, die davor zurückscheuen oder denen die Kreativität für das Prompting (Anweisungen für die KI schreiben) fehlt. Sprich: ein Teil der Menschen wird einen einfachen und raschen, intuitiven Zugang zur KI haben und ein anderer Teil wird sich auf diese Gruppe von Menschen stützen und verlassen. Denn es ist nicht jedermanns Sache. Die KI basiert auf «Massive Language Models». Aus meiner Sicht funktioniert der Zugang zu ihrer Intelligenz deshalb auch stark über die Sprache und Kommunikation. Auch das ist nicht gleichermassen das Talent von allen Menschen. Die analytisch begabteren Menschen, die in der Schule vor dem weissen Blatt Papier sassen und nicht einfach drauflosschreiben konnten, um den Aufsatz abzuliefern, haben es tendenziell schwerer. Die sprach- und kommunikationsbegabteren Menschen, aus denen die Worte herauspurzeln und die eigentlich zu allem eine Meinung haben, ja, die man zu jeder Tages- und Nachtzeit wecken und sie um Rat fragen könnte und es würde etwas Gescheites dabei herauskommen, diese Menschen finden vielleicht intuitiv schneller den Zugang zur sinnvollen Führung der KI. Denn geführt muss sie werden! Zwar denke ich auch, dass der Prozess des Promptens durch die KI selbst auch noch vereinfacht wird und somit der Zugang immer niederschwelliger wird – auch für Menschen, die eher zahlengetrieben und analytisch sind. Doch wird ein Unterschied in der Annäherung an die Schnittstelle der KI zum Real Life bleiben.
To make a long story short: Aus meiner Sicht müssen Kommunikationsberatungen in 10 Jahren deshalb die absoluten Experten im Prompting sein und die KI-Möglichkeiten beherrschen. Der Trend wird auch dahin gehen, den Effizienzgewinn (abzüglich der permanent nötigen Weiterbildungen angesichts aus dem Boden schiessender neuer KI-Anwendungen) monetär an die Kunden weiterzugeben. Dadurch werden sich die Schwerpunkte in der Kommunikationsberatung verlagern.
Was Chat GPT dazu meint:
🟢 Starke Aussagen
🔍 Erweiterungspotenzial
💡 Impuls zur Ergänzung
Meine Stellungnahme: das ist spannend! Von einer multimodalen Steuerung habe ich noch nichts gelesen, aber es leuchtet mir ein. Man kann sich bereits jetzt schon von der KI helfen lassen, den optimalen Prompt zu entwickeln und ich weiss auch, dass ich die Steuerung über die gesprochene Sprache machen kann. Das mit dem automatisierten Briefing kann ich mir auch gut vorstellen.
Anknüpfend an die vorherige Frage denke ich, dass sich die Schwerpunkte verlagern werden. Überall dort, wo Effizienzgewinne durch die KI eingefahren werden können, wird der Fokus sich verändern. Bereits jetzt unterstützt die KI massiv bei der Entwicklung von Strategien und bei der Konzeption, bei der Ausarbeitung von zielgerichteten Massnahmen und bei der Aufstellung von Zeitplänen. Allerdings auch nur so gut, wie der Berater oder die Beraterin das Briefing (die Definition der Anforderung seitens der Kunden und das gemeinsame Ausarbeiten der sinnvollen und zielgerichteten Umsetzung) erarbeitet und verstanden hat.
Vieles ist seitens KI noch ausbaufähig: Verlässlichkeit, Logik und Stringenz oder die Übertragung der Resultate von Prompts in andere Formate wie z.B. PowerPoint, Websites, Word Dokumente oder Infografiken. Letzteres ist sicher noch verbesserungswürdig, aber wir reden ja von einem Zeitraum von 10 Jahren. Bis dahin wird das perfekt sitzen!
Auch die Entwicklung von Inhalten kann stark unterstützt werden. Heute kann man mit KI bereits Websites oder ganze Broschüren erstellen – auch wenn hier noch viel in der Weiterentwicklung der KI passieren wird. Denn wenn die Zeit für das Prompten und Nachprompten aus dem Ruder läuft, hat man solche Dinge möglicherweise am Ende konventionell schneller gelayoutet oder erstellt. Auch der Prozess des Briefings durch die Kunden muss bei der KI durch eine Zusatzschlaufe, die nicht vorhanden ist, wenn man konventionell umsetzt, ohne KI oder nur mit teilweiser Unterstützung, dort wo die KI stark ist (z.B. bei Texten).
Es wird also meiner Meinung nach eine graduelle Entwicklung geben, die sich mit den wachsenden Möglichkeiten der KI verändert. Kommunikationsberatungen sind gefordert, diesen iterativen Prozess täglich zu leben und sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass das Portfolio nicht mehr entlang der klassischen Disziplinen angeboten werden kann, sondern entlang der Schwerpunkte, die sich durch KI verschieben. Es wird eine intensive Zeit der Innovation werden, auch in Bezug auf die Kommunikation. Denn KI schaufelt Zeit und Ressourcen frei, um Neues zu entwickeln und die Dinge anders zu denken. Hier wird es meiner Meinung nach zu einer «Survival of the fittest» Situation kommen – die Agenturen und Kommunikationsbeauftragten, die mit diesem absolut disruptiven Wandel mitgehen und darin Potenziale entdecken und heben können, werden weiterhin gefragt sein, da bin ich überzeugt.
Was Chat GPT dazu meint:
🟢 Starke Aussagen
🔍 Erweiterungspotenzial
💡 Impuls zur Ergänzung
Meine Stellungnahme: Die Modularisierung beschäftigt mich stark. Ich bin überzeugt, dass künftige Geschäftsmodelle neu gedacht werden müssen. Das Thema Wissensmanagement ist auch zentral! Im Moment ist es chaotisch, jeden Tag entstehen neuen KI-Plattformen und Apps. Da kann niemand den Überblick behalten.
Nein, nur dem Kommunikationsberuf, wie er heute ausgeübt wird. Ich bin überzeugt, dass wenn wir die Zeitkapsel in 10 Jahren öffnen würden, wir gar nicht mehr verstehen würden, warum wir im Blick zurück so skeptisch oder bisweilen auch ängstlich waren. Denn die Liste der Neuentwicklungen wäre so viel umfassender als alles, was wir am heutigen Tag in die riesigste aller Zeitkapseln hineinpacken könnten, dass wir Mühe hätten, uns an die Zeit vor dem einschneidenden Quantensprung zu erinnern. So wie man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann wie es war, Inhalte über einen Lochkartenstreifen via Telex zu übermitteln. Es gab diese technologischen Quantensprünge immer wieder, doch der KI-Quantensprung ist vermutlich einer der grösseren der nächsten Zeiten.
Was Chat GPT dazu meint:
🟢 Starke Aussagen
🔍 Erweiterungspotenzial
💡 Impuls zur Ergänzung
Meine Stellungnahme: Über den Punkt Erweiterungspotenzial könnte man sicher eine weitere Blogreihe schreiben. Point taken, Chatty! Darüber mache ich mir als nächstes Gedanken. Interessant fand ich die Impulse mit der Aufsplittung (das kann ich mir gut vorstellen) und auch den Wettbewerbsfaktor Talententwicklung.
Die KI kennt das «Kapital» von Public Relations Profis in- und auswendig: die Beherrschung der Klaviatur sämtlicher Textgenres. Sie weiss ganz genau, wie man beispielsweise eine Pressemitteilung nach den W-Fragen aufbauen muss, in welcher Tonalität (fachlich-sachlich-faktenbasiert) geschrieben werden sollte und welche formalen Elemente in welcher Reihenfolge vorhanden sein müssen (Titel, Lead, Fliesstext, ggf. mit einigen wenigen Untertiteln, Abbinder mit Firmenpositionierung, Bildlegenden, Kontaktinformationen). Das Gleiche gilt für Fachartikel, Interviews, Frequently Asked Questions oder Inhalte von Pressemappen. Das ist natürlich eine riesengrosse Unterstützung!
🟢 Starke Aussagen
🔍 Erweiterungspotenzial
💡 Impuls zur Ergänzung
Meine Stellungnahme: Super zusätzlicher Input! Die sprachliche Komponente und die zielgruppenspezifische Ansprache gehören zu den grossen Vorteilen für die PR/ Kommunikation. Das war implizit mitgedacht, aber es ist gut, dies an der Stelle noch zu erwähnen.
Die Entwicklung von und das Feilen an Texten, Rechercheaufgaben (allerdings noch mit gewissen Vorbehalt, dies kann die KI noch nicht so verlässlich wie Menschen), repetitive umfangreiche Aufgaben wir die Zusammenstellung von Medienresonanzberichten (Clipping Reports) oder sogar die inhaltliche Planung von Pressekonferenzen inkl. Zeitplanung.
Das meint Chat GPT dazu:
🟢 Starke Aussagen
🔍 Erweiterungspotenzial
💡 Impuls zur Ergänzung
Meine Stellungnahme: Ich habe bereits vor dem beispiellosen Siegeszug von Social Media bei der Issues-Management- und Krisenkommunikationsberatung Sentiment-Analysen der Gesamtheit von Online-Beiträgen zu gewissen Themen gemacht. Das gelang damals schon über Google und mittels verschiedener Analysetools. Auch semantische Analysen von publizierten Beiträgen (Clipping-Analysen) sind schon lang möglich und sind gelebte Praxis. An sich ist es nichts neues, nur wird es heute mit KI unterstützt und ist auch niederschwelliger zugänglich, da wir heute aufgrund der Social-Media-Aktivitäten eine grosse Anzahl an Content dafür haben. Genau hinschauen muss man aber bei der Krisenkommunikation. Chatty sagt es schon richtig: hier ist Vorsicht geboten, denn der Faktor Mensch kann in der Krisenkommunikation noch nicht ohne weiteres durch KI ersetzt werden. Aber beim Thema Preparedness und der Vorbereitung von Positionen für Szenarien kann KI einem sehr viel Arbeit abnehmen. Bei der automatisierten Medienansprache bin ich (noch) sehr skeptisch!
Indem wir gut prompten, die Quellenangaben prüfen, die Inhalte nach Stringenz und Logik überprüfen und uns immer wieder einen Überblick verschaffen, was es an neuen Möglichkeiten gibt. Für einen Kunden werde ich beispielsweise erstmalig nicht nur einen über den klassischen Weg vom A/B Testing zwei verschiedene Key Visuals für einen Brief- und E-Mail-Versand abtesten, sondern auch über zwei KI-Plattformen. Ich bin schon sehr gespannt, was das «Real Life» Testing als Resultat angibt (welches Key Visual besser in Bezug auf die angestrebten Kriterien wie Klickraten läuft) und was die KI dazu meint. Beide A/B Tests werden parallel, aber unabhängig voneinander laufen.
Das bedeutet: wir können die KI optimal einsetzen, wenn wir permanent ausprobieren und auch mal Neues wagen. Das heisst aber auch gleichzeitig, die neusten Entwicklungen permanent auf dem Schirm zu haben. Eine sehr anspruchsvolle Aufgabe! Das wird das neue «Brot & Butter Business» werden, dieses permanente Ausloten von neuen Potenzialen.
🟢 Starke Aussagen
🔍 Erweiterungspotenzial
💡 Impuls zur Ergänzung
Meine Stellungnahme: Diese Ergänzungen haben mir ein paar Impulse gegeben: sich mal zum Thema «Mustererkennung in unstrukturierten Daten» und «Predictive Analytics» einzulesen. Man lernt nie aus und die KI wird noch länger ein Tummelfeld für lebenslanges Lernen bleiben. Sehr interessant!
Überall dort, wo Menschen an der Schnittstelle zur KI optimale und effiziente Anweisungen geben können. Überall dort, wo Menschen der KI Feedback geben, um sie zu trainieren – das mache ich regelmässig. Es ist ja ein lernendes System. Und last but not least auch überall dort, wo Menschen die KI weiterentwickeln und verbessern bzw. verfeinern.
🟢 Starke Aussagen
🔍 Erweiterungspotenzial
💡 Impuls zur Ergänzung
Meine Stellungnahme: Eigentlich leuchtet es ein, dass nur das Verhalten trainiert werden kann, nicht aber das grosse Modell selbst. Das gilt ja auch irgendwie für uns Menschen, oder nicht? Diesen Punkt werde ich auch noch genauer recherchieren. Und… eine AI-Orchestratorin zu sein, das könnte ich mir extrem gut vorstellen… Nur habe ich leider noch keine einzige Job Description dazu gesehen! Das dauert wahrscheinlich noch etwas.
KI unterstützt heute schon den Prozess der Entwicklung von «Personas», den archetypischen Abbildern der Kundinnen, Kunden und Kundengruppen. Auch bei der Erstellung der Customer Journey ist die KI inzwischen sehr stark. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass die KI «the place to go» sein wird, um die Kommunikation komplett zu personalisieren. Da werden wir Menschen schnell zu «me too», denn diese Aufgaben sind die grosse Stärke von KI. Ich wage da keine Prognose, aber das Thema könnte sich schneller als uns lieb ist verselbständigen! Hingegen stimmt die Aussage «the sky is the limit» aus meiner Sicht nicht. Eher stimmig scheint mir «shoot for the stars and you will land among the moon”. Denn es gibt im Real Life die Limitierungen durch Ressoucenknappheit für die Umsetzung – finanziell und personell. Man kann zwar aus einem Feuerwehrschlauch Unmengen von Wasser spritzen, aber wenn dieses Volumen dann in der Umsetzung in Unternehmen in einen normalen Gartenschlauch muss, platzt dieser entweder, oder die Wassermengen müssen gedrosselt werden und fliessen langsamer.
🟢 Starke Aussagen
🔍 Erweiterungspotenzial
💡 Impuls zur Ergänzung
Meine Stellungnahme: Hyperpersonalisierung hat einen Pferdefuss, der hier auch angesprochen wird: die gute Verzahnung von Systemen. Hinzu kommt aus meiner Sicht noch die Qualität der Daten. Es gibt seit Jahrzehnten CRM’s, die ausgerollt werden. Es harzt aber immer an der konsequenten Pflege der kundenbezogenen Informationen und an der Disziplin, die Daten à jour zu halten. Jedes Jahr zum Weihnachtsversand ist es das gleiche Drama, wenn man realisiert, dass die Daten alles andere als gepflegt und aktuell sind. Meine Erfahrung in allen Unternehmen, für die ich gearbeitet habe. Ohne Ausnahme! Meine Hoffnung ist, dass KI künftig auch hier Lösungen bereithalten wird, um den Usern an den Erfassungsschnittstellen wirkliche Erleichterung zu bringen.
Nächste Woche folgt Teil 2 unserer Blogreihe!